Familiäres Brustkrebsrisiko: Interview mit Dr. Kathrina Huber

Das Mammakarzinom ist die häufigste Tumorerkrankung von Frauen, gilt aber auch als gut heilbar. Voraussetzung ist, dass Anzeichen dafür früh erkannt werden. Wie das gelingen kann, beantwortet Dr. Kathrina Huber. Sie ist Fachärztin für Gynäkologie bei RADIO-LOG und erklärt zudem, was Männer damit zu tun haben.

Frau Dr. Huber, wen trifft denn Brustkrebs besonders häufig?
Grundsätzlich steigt das Risiko für diese Erkrankung mit der Veränderung des Hormonspiegels in Richtung Menopause. Deshalb gibt es auch seit vielen Jahren für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren eine Reihenuntersuchung, das Mammographie-Screening. Doch nicht nur die Hormone spielen eine Rolle. Bei jüngeren Menschen kann Krebs durch eine Veränderung der Erbanlagen entstehen.

Heißt das, dass es Familien mit erhöhtem Risiko für Brustkrebs gibt?
Richtig. Deshalb ist auch die Abfrage bei jungen Frauen sehr wichtig, wie es mit Krebserkrankungen im familiären Umfeld aussieht. Hier gilt das Augenmerk auch dem Eierstockkrebs, der an dasselbe Gen gebunden ist wie Brustkrebs. Aus dieser Erstbetrachtung der Blutsverwandten ergibt sich dann eine erste Risikoeinschätzung: Je mehr Fälle und je jünger die Erkrankten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine vererbbare Veränderung ganz spezieller Gene vorliegt. Schwer wiegt übrigens auch die Brustkrebserkrankung eines männlichen Verwandten bei der Risikoeinschätzung. Denn auch bei Männern können sich im Bereich der Brust Tumorzellen bilden – diese sind mit hoher Wahrscheinlichkeit das Resultat einer Veränderung des Erbguts.

Was raten Sie einer Frau in diesem Fall?
Der erste Schritt ist eine humangenetische Beratung, zu der ich dann überweise. Eine kompetente Expertin sitzt in unmittelbarer Nähe im Ärztehaus am Schießstattweg. Hier finden Ratsuchende Begleitung, auch mit einem detaillierten Blick auf den Familienstammbaum. Ein weiterer Schritt kann eine molekulargenetische Untersuchung sein. Dabei wird eine Blutprobe entnommen und zwei ganz bestimmte Gene werden aufgeschlüsselt dargestellt. So kann eine mögliche Veränderung des Erbgutes erkannt werden. Das heißt allerdings nicht, dass die damit verbundene Veranlagung im Laufe der Zeit auch zum Tragen kommt.

Übernehmen Krankenkassen die Kosten?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Grundsätzlich übernehmen die Kassen die Kosten für die humangenetische Beratung. Für die Testung der Genanlage empfehle ich in jedem Falle, vorab die Kostenübernahme abzuklären.

Was passiert nach dem Gentest?
Das Testergebnis hilft den jüngeren Frauen, mit dem familiären Risiko umzugehen. Eine mögliche Maßnahme ist eine engmaschige Überprüfung mithilfe eines geeigneten Begutachtungsverfahrens: Da kommt eine Mammographie, also eine spezielle Röntgenaufnahme der Brust, in Frage. Als Mittel der Wahl sind auch ein MRT oder auch eine Mamma-Sonographie möglich, das ist eine Ultraschalluntersuchung. Welches bildgebende Verfahren in welchem Turnus zur Anwendung kommt, definieren das Resultat des Gentests und das Alter der Betroffenen.

Ab wann sollten Frauen regelmäßig zur Vorsorge gehen?
Grundsätzlich früh und das ist auch kein zusätzlicher Aufwand. Denn die Vorsorgeuntersuchungen sind ja Teil des jährlichen Frauenarztbesuches. Dazu gehört auch das Abtasten der Brust. Meine Kolleginnen und ich machen das auch bereits bei 20-jährigen. Dabei ist uns wichtig, die Frauen früh anzuleiten, dies selbst zu tun und damit auch Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.