Früherkennungsprogramm senkt Brustkrebs-Sterblichkeit

Erstmals seit Einführung des bundesweiten Mammographie-Screening-Programms wurde dessen Wirkung jetzt mit realen Daten bestätigt: Laut einer im Juli veröffentlichten Studie des Bundesamts für Strahlenschutz konnte die Brustkrebssterblichkeit von Teilnehmerinnen im Vergleich zu Nicht-Teilnehmerinnen in den Jahren 2009 bis 2018 um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden. „Diese große, retrospektive Analyse belegt sehr eindrücklich, dass die jahrelange qualitätsgesicherte Arbeit im Rahmen des Früherkennungsprogramms nicht nur zu früheren Diagnosen, sondern zu einer messbaren Reduktion der Sterblichkeit führt“, erläutert Dr. Philipp Polzer, Gesellschafter und Facharzt für Radiologie bei RADIO-LOG.
Zum Juli 2025 hat das Gesundheitsunternehmen RADIO-LOG den alleinigen Versorgungsauftrag für das Mammographie Screening in Niederbayern übernommen. Die beiden Programmverantwortlichen Ärztinnen in Niederbayern, MUDr. Andrea Simková und Dr. Margarete Murauer, begrüßen die Ergebnisse der bundesweiten Studie: „Sie geben sowohl den untersuchenden Ärztinnen und Ärzten als auch den Teilnehmerinnen Sicherheit. Denn die Zahlen belegen eindeutig, dass eine Teilnahme am Früherkennungsprogramm vor dem Brustkrebstod schützen kann.“

Frühzeitige Aufdeckung ‒ schonendere Behandlung
Alle Frauen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren erhalten im Zwei-Jahres-Rhythmus eine Einladung zum Mammographie Screening in die zugeordnete Screening-Einheit. Die Kosten dafür werden von den Krankenkassen übernommen. Die Mammographie, also die Röntgenaufnahme der Brust, führen geschulte Fachkräfte an streng kontrollierten und hochmodernen Geräten durch. Die Apparate arbeiten mit einer besonders niedrigen Strahlendosis und werden täglich überprüft. Die Aufnahmen der Brust werden jeweils von zwei Fachärztinnen oder Fachärzten – den sogenannten Befundern – unabhängig voneinander begutachtet. In Niederbayern wie auch bundesweit nehmen rund die Hälfte – etwa 50 Prozent – der eingeladenen Frauen ihren Termin wahr. „Wir freuen uns, dass viele Frauen sich untersuchen lassen – dennoch ist hier noch Luft nach oben, und wir könnten mehr schwere Erkrankungen verhindern“, sagt MUDr. Andrea Simková. Bei Teilnehmerinnen des Mammographie Screenings Niederbayern liegen die entdeckten Tumore zu etwa 80 Prozent in einem frühen, oft heilbaren Stadium vor, oder es handelt sich sogar nur um eine Vorstufe. Bei Frauen ohne Teilnahme am Screening-Programm werden nur etwa 50 Prozent der Tumore im frühen Stadium entdeckt. „Bei kleineren Tumoren unter einem Zentimeter ist meist keine Chemotherapie nötig – das Programm senkt also nicht nur die Sterblichkeit, sondern ermöglicht oft schonendere Therapien“, sagt Dr. Margarete Murauer.

Ausweitung auf jüngere Altersgruppe empfohlen
Die Ergebnisse zeigen, dass der Nutzen das geringe Risiko durch die Strahlenbelastung beim Röntgen deutlich überwiegt. „Vollfeldmammographie-Geräte, wie wir sie nutzen, kommen mit einer sehr geringen Strahlendosis aus“, erläutert MUDr. Andrea Simková. Das sei auch der Grund, weshalb das Bundesamt für Strahlenschutz die Ausweitung des Teilnahmealters auf die Altersgruppe von 45 bis 49 Jahren empfiehlt. Die Programmverantwortlichen Ärztinnen in Niederbayern sprechen sich ebenfalls dafür aus: „Gerade bei jüngeren Frauen, die sich oft in einem gesunden Allgemeinzustand befinden, kann so der Weg für viele weitere gesunde Lebensjahre geebnet werden“, sagt Dr. Margarete Murauer. Sie erläutert: „Jüngere Frauen haben altersbedingt noch dichteres Brustgewebe, weshalb bei ihnen manchmal eine ergänzende Ultraschalluntersuchung sinnvoll ist.“ Ob die Zielgruppe auf jüngere Frauen ausgeweitet wird, wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss entschieden.

Untersuchungsqualität kontinuierlich verbessert
Das Mammographie-Screening-Programm wurde seit seiner Einführung vor rund 20 Jahren regelmäßig weiterentwickelt. „Technischer Fortschritt, wie etwa der Einsatz von Künstlicher Intelligenz als Drittbefunder, wird die bereits hohe Qualität noch weiter verbessern“, sagt Dr. Philipp Polzer. Auch würden die Früherkennungsuntersuchungen künftig individueller gestaltet ‒ mit Blick auf die Brustdichte und das persönliche Risiko etwa durch Erkrankungen innerhalb der Familie. Frauen, die unsicher bezüglich einer Teilnahme am Screening-Programm sind, rät der Radiologe: „Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrem Frauenarzt. Auch der Austausch mit anderen Frauen, die die Untersuchung bereits durchlaufen haben, kann hilfreich sein. Eine Mammographie kann Leben retten – und im besten Fall die beruhigende Gewissheit geben, gesund zu sein.“